Freitag, 23. Mai 2008

Nachtwächter mit Steuer und Hellebarde


Mit dem Nachtwächter durch Erfurt, das versprach reizvoll und sicher ein wenig abenteuerlich zu werden.

Unsere Nachtwächter sollten wir in der Altstadt treffen. Immerhin hatte sich der mittelalterliche Straßenverlauf auch zu DDR-Zeiten nicht einebnen lassen, das Busnavi warf eine Route aus, die die Fußgänger Erfurts sprachlos werden ließ. Im Bus sitzend wurden wir auf dem Weg in das Herz der Stadt bestaunt wie Marsmenschen. Noch nie hatte man in solch beschaulichen Gassen einen Bus diesen Ausmasses gesehen. Restaurantbesucher kamen mit Ihren Drinks auf die Straße, um diesen Dinosaurier zu bestaunen. Wäre zwischen mir und draußen keine Fensterscheibe gewesen, hätte ich Blumen aus Pflanzkästen pflücken können.

Irgendwann gab es kein Vor und Zurück und im mdr wurde sicher bereits die komplette Blockierung der Erfurter Innenstadt gemeldet als wie den Bus zu Fuß verließen und uns über kopfsteingepflasterte Gässchen dem Treffpunkt näherten.

In Nachtwächterkluft und zur vollen Stunde singend, zog unser Nachtwächter durchs nächtliche Erfurt, über Fischmarkt, Rathaus, Krämerbrücke, der alten Universität, der Burse bis zum Augustinerkloster, in der Luthers Mönchskarriere mit bekannten Ausgang seinen Anfang nahm.

Am imposanten Domplatz endete dieser 2½-stündiger Rundgang.

Man fühlte sich sicher bei Laternenschein und mit sicherem Schritt durchs Dickicht der Gassen geführt worden zu sein.

Da passte es, dass außerhalb der Stadtmauern, die Software des Busses sich verabschiedete und das Ungetüm dunkel vor der grünen Ampel einer Ausfallstraße zum Halt kam. Noch bevor sich eine handvoll Männer zum Anschieben bereit erklären musste, sprang der Bus an und chauffierte uns zielsicher in die Pianobars des Hotels und die innere Stimme klang nach im "... hört ihr Leute lasst Euch sagen, die Uhr hat 12 geschlagen...